Kritiken Klaus
Nührig: Fantasievolle Spannung Ein neuer
Braunschweig-Krimi
Eines Tages
bekommt Ajayi eine beleidigende rassistische Mail. Sie enthält
das Bild zweier
aneinandergeketteter Schwarzer, eines Mannes mit dem Gesicht Ajayis und
eines
angstvoll blickenden Jungen, in dem er sich ebenfalls wiedererkennt. Es
handelt
sich um eine Fotomontage, für die ein Jugendfoto Ajayis
verwendet wurde, das
nur er und seine Frau kannten. Der Absender der Mail, der sich
Blackwolf437
nennt, bleibt anonym. Damit beginnt ein merkwürdiges
Verwirrspiel. Als
spätabends eine zweite Mail eintrifft, in der die Adresse des
Ateliers seiner
Frau in einem alten Lagerhaus angegeben ist, fühlt sich Ajayi
veranlasst,
dorthin zu fahren. Er findet die Türen unverschlossen und
trifft den
schlafenden Patrick Schulz an, weckt ihn jedoch nicht auf, obwohl er
sich
brüskiert fühlt und wütend ist. Am folgenden
Vormittag geht Ajayi wie immer in die Schule und hält seinen
Unterricht ab.
Wieder zu Hause, erscheint bei ihm die Kriminalpolizei. Ihm wird
mitgeteilt,
dass der Geliebte seiner Frau in der Nacht ermordet wurde, und er wird
dazu
vernommen, jedoch nicht verhaftet, da die Beweislage nicht eindeutig
ist. Der Autor,
der vor drastischen Schilderungen nicht zurückschreckt, hat
von vornherein
mehrere Personen in die Handlung einbezogen, die ein Motiv für
den Mord haben
könnten, darunter eine ehemalige Geliebte des nun in eigener
Sache ermittelnden
Protagonisten. Die
Handlung, die zunächst verwickelt erscheint, entfaltet sich,
die Spannung nimmt
rasant zu, und erst am Ende entwirrt sich das mit viel Fantasie
gesponnene Netz
– wie es sich gehört. Nebenbei vermittelt der Autor
Einblicke ins
Künstlermilieu einer Provinzstadt und in das Leben eines
Schwarzen in Deutschland,
was die Geschichte zusätzlich bereichert. Klaus Nührig, der in Braunschweig lebt, hat mit diesem Buch seinen dritten im Leda Verlag erschienenen Kriminalroman veröffentlicht, eine vielfältige, hintergründige Geschichte mit Braunschweiger Lokalkolorit, weit mehr als das übliche grassierende Krimi-Fastfood. Quelle: KulturNetz 2013 - 02 Krimi
um Eifersucht und
betrogene Liebe „Es gibt
Bilder, die einen verfolgen“, sagt Klaus Nührig. In
seinem Fall: Ein Bild aus
dem Herero-Aufstand 1904, als Namibia deutsche Kolonie war. Mit einem
Bild, das
aus dieser Zeit stammen könnte, beginnt der von der ersten
Seite an spannende
Krimi: Der Physiker Dr. Moses Ajayi erhält eine E-Mail mit
einem Bild zweier
Afro-Europäer, eines Mannes und eines Jungen,
aneinandergekettet wie Sklaven.
Ajayi, Sohn eines nigerianischen Politikers und einer deutschen Mutter,
erkennt
sich in beiden wieder: Er ist der Mann, er war der kleine Junge. Der
Absender:
„Blackwolf437“. Von diesem
Punkt an entwickelt sich die Handlung rasant: Als eine zweite Mail
eintrifft,
fürchtet Ajayi um das Leben seiner Frau - eine Angst, die ihn
schließlich zum
Schauplatz eines Mordes treibt und die ihn zum
Hauptverdächtigen macht. Autor Klaus
Nührig hat die Handlung seines Krimis nach Braunschweig,
seinen Wohnort,
verlegt: „Es hat viele Bezüge zu Braunschweig und
einen hohen
Wiedererkennungswert“, sagt er. Etwa die auch im Titel
vorkommende Paulikirche,
„die schönste Kirche in Braunschweig“, wie
der 1958 geborene Autor findet. Drei
Jahre lang hat er an seinem neuen Buch gearbeitet, bis es nun in einer
2000
Stück starken Auflage beim Leda Verlag erschienen ist. Darin
lässt er
Protagonist Ajayi sich auf die Spuren seines Lebens begeben und selbst
zum
Ermittler werden. „Dabei kommt er seinem schlimmsten Versagen
auf die Spur“,
verrät der Autor. Immer wieder sieht sich Ajayi Rassismus
ausgesetzt - in der
Kindheit, der Studienzeit, der mysteriösen E-Mail. Seine
Hauptfigur jedoch
verdränge diese Erfahrungen - auch, wenn sie sich durch ihr
Leben ziehen. Doch Ajayi
kann auch zurückschlagen: „Er ist latent aggressiv -
doch das rettet ihn später
auch“, sagt der Autor, der seine zwiespältige
Hauptfigur für „ein kleines
bisschen besser, als den Durchschnitt“ hält - eine
Meinung, die seine Frau im Übrigen
nicht teile, sagt Nührig mit einem Lachen. Auch seine Lektorin
habe die
Hauptfigur nach einer besonders schlimmen Streitszene
„erschlagen“ wollen. Großes Thema
des Romans ist die Eifersucht. „Sich in der Liebe betrogen
und unsicher zu
fühlen, ist eine große Erschütterung, eine
Urangst des Menschen“, glaubt
Nührig, „mit möglicherweise tragischen
Folgen.“ Bis zum Ende bleibt offen, wer
die mysteriöse E-Mail verschickt und damit die Handlungskette
in Gang gesetzt
hat. web Mordgeschichte
– vorgetragen
mit lausbübischem Lachen Von Bernd
Stobäus (20.April
2013) Klaus Nührig
hat ein herzerfrischendes Lachen. Fast lausbübisch, wenn er
vom Schreiben
erzählt und aus seinem Krimi „Das Haus an der
Paulikirche“ amüsante Stellen
vorliest. Damit schnappt er sich die Zuhörer, und schwupps
– sind sie
mittendrin in einer hintergründigen Geschichte von Mord und
Totschlag. Am Anfang
des Kriminalromans, der in Braunschweig spielt, heißt es:
„Ich öffnete das
Scheunentor und hatte noch Jahre danach immer wieder
Alpträume. An einem Haken
aus Stahl hing mein Hund Maxi.“ Von der ersten Minute an
fiebern die Gäste in
der bis auf den letzten Platz gefüllten Peiner Buchhandlung
Gillmeister mit,
als der Lehrer vom Vechelder Gymnasium aus seinem Buch vorliest: Darin
beginnt
alles mit einer mysteriösen Mail, mit der der
Deutsch-Nigerianer Moses Ajayi an
den Tatort gelockt wird – denn es bleibt nicht bei dem Mord
an dem Hund,
sondern es folgt der an einem männlichen Aktmodel. Klaus Nührig
sei als Schriftsteller auf vielen Schienen unterwegs, informiert
Gastgeber
Hubertus Gillmeister bei der Begrüßung:
„Er hat Romane, Hörspiele und Lyrik
geschrieben, sogar einen pädagogischen Leitfaden für
Schulen, hatte einen
Lehrauftrag für kreatives Schreiben an der Uni
Braunschweig.“ So belässt
es Nührig auch nicht beim Vorlesen. „Schreiben ist
eine Leidenschaft, ein
wichtiger Bestandteil meines Lebens“, so der Braunschweiger:
„Man ist aber
nicht das, was man schreibt.“ Er habe auch nicht alles
erlebt, worüber er
berichte. Viel mehr gebe es unvorstellbare Kraft, Charaktere und
Handlungen zu
erfinden. Ausführlich
antwortet Nührig auf Fragen aus dem Publikum: Er interessiere
sich sehr für
Menschen, für schwierige Charaktere, und daraus entwickle er
die Figuren seiner
Geschichten. Gern greife er Gesellschaftsthemen wie die Situation der
Afro-Europäer auf – die bearbeite er, denn in denen
„kann man Konflikte
wunderbar durchleben. Man weint auch mal.“ http://www.peiner-nachrichten.de/lokales/Peine/vechelde/mordgeschichte-vorgetragen-mit-lausbuebischem-lachen-id972729.html Mord
macht Moses mürbe Braunschweig
Klaus Nührigs neuer Regionalkrimi ist von gehobener
Qualität. Von Martin
Jasper (...) Nührig
erzählt aus der Perspektive eines dunkelhäutigen
Physikers namens Moses. Dessen
Leben gerät aus den Fugen, als er sich in eine junge Kollegin
verliebt. Als er
sie einmal am Telefon eine „Dreckschlampe“ nennt,
spricht sich das in der Firma
herum, und Moses wird entlassen. Seine Frau,
eine erfolgsarme Künstlerin, betrügt ihn mit einem
Unterhosen-Model. Eines
Nachts dringt er in ihr Atelier ein, findet den jungen Mann schlafend.
Am
nächsten Tag ist jener ermordet. Alle halten Moses
für den Mörder. Vor allem
die beiden Frauen. Dann wird’s
gut. Nührig entfaltet eine psycho-pathologische Tiefenbohrung.
Ein fein und
katastrophisch gesponnenes Netz aus Frustration und früher
(Seelen)-Verletzung,
aus latentem Rassismus, Sehnsucht und Abweisung. Wie zwei Menschen,
Moses und
die junge Frau, aus kindlicher Traumatisierung herausfinden in ein
neues Leben,
das ist spannend und anrührend. Anzumerken
wäre, dass Nührig lauter mehr oder minder
mürrische Typen losschickt, vor allem
Moses. Witz, Leichtigkeit, Ironie oder gar schwarzer Humor sind nicht
sein
Ding. Einiges ist aufgesetzt, etwa der Schocker mit den kopflosen
Vögeln.
Dieses Motiv gibt es übrigens schon, und sogar besser: in dem
Krimi „Der
Federmann“ von Max Bentow. Insgesamt
ist „Das Haus an der Paulikirche“ aber zweifellos
ein Regionalkrimi der
gehobenen Qualität. Klaus
Nührig: „Das Haus an der Paulikirche“.
Leda-Verlag, 9,95 Euro.
http://www.braunschweiger-zeitung.de/kultur/buecher/mord-macht-moses-muerbe-id1000654.html,
eingesehen am 12.05.2013 (…) Das Haus an der Paulikirche entwickelt sich zunächst wie ein Roman, der aus der Feder eines Sebastian Fitzeck oder eines Arno Strobel sein könnte. Unheimliche Dinge passieren, es gibt viele Überraschungen und scheinbare unerklärliche Wendungen, die nicht zuletzt im undurchsichtigen Verhalten einiger Personen zu finden sind. Wer weiß und wer verheimlicht was? Wer lügt, wer sagt die Wahrheit? Liegen die Ursachen für die aktuellen Geschehnisse in Ajayis Vergangenheit oder handelt es sich um einen weiteren Fall von Rassismus? Ganz schön viel Durcheinander, aber der Erzählstil ist meist packend und treibt voran. (…)http://www.krimi-couch.de/krimis/klaus-nuehrig-das-haus-an-der-paulikirche.html
Jörg
Kijanski
(…)
Es ist ein Krimi, der
unter die Haut geht, und Nührig braucht dazu keine 500 Seiten. Eva May |